Schönbach/V. 
gestern - heute - morgen

Wichtige und interessante Ereignisse in der Schönbacher Ortsgeschichte

Die Chronologie wurde nach den Aufzeichnungen der Ortschronisten und den von ihnen gesammelten Quellen und Überlieferungen erstellt. Sie stellt eine Auswahl dar.  Ein exakter Nachweis aller Daten und Angaben ist nicht möglich.  Auf eine historische Einordnung wurde verzichtet, dazu aber einige kurze Hintergrundinformationen und  weiterführende Links hinterlegt. Ereignisse, die sich im Jahreslauf wiederholten - wie Feste oder Versammlungen der Gemeindeverwaltung - wurden nicht immer wieder aufgeführt. Namen von Beteiligten werden aus Datenschutzgründen und zum Schutz der Privatsphäre nicht genannt.

Hintergrund: Die ersten Jahrhunderte der Ortsgeschichte von Schönbach/V.  kann man nur verstehen, wenn man sich mit dem Herrschafts - und Wirtschaftssystem des Feudalismus beschäftigt. Land und die darauf lebenden Menschen waren bis ins 18.Jahrhundert Eigentum eines Grundherrn. Es bestand ein vielfältiges Geflecht von Abhängigkeiten, Rechten und Pflichten zwischen dem Herrn und "seinen" Bauern. Dazu gehörten das Leisten und Fordern von Diensten und Abgaben, die Gerichtsbarkeit und der militärische Schutz. Diese Rechte und Pflichten konnte der Grundherr "weitergeben", indem er Land und darauf befindliche Ortschaften an Untergebene zeitlich begrenzt, später erblich "verlieh", manchmal auch verkaufte. Damit wurden Verbündete gewonnen und Verdienste belohnt. Diese "Lehensmänner" wiederum konnten ihren Besitz später verpfänden oder verkaufen. Solche Transaktionen sorgten dafür, dass Orte wie Schönbach/V. oft den Besitzer und die verwalterische Zugehörigkeit wechselten. Die dazu ausgefertigten Unterlagen sind ein wichtiger Nachweis zur Existenz, Beständigkeit und Entwicklung eines Ortes. Diese Urkunden und Verträge liegen in den Archiven der Kommunen oder der Bundesländer. In unserer Ortschronik werden sie als Grundlage verwendet, ohne dass es immer eine Quellenangabe gibt. Oft sind die Hierarchien und Besitzwechsel ohne intensive Recherche nur schwer nachzuvollziehen. Deshalb wird in dieser Chronologie auf die wechselnden Namen verzichtet.   Ein paar weiterführende Informationen dazu : www.helles-koepfchen.de/artikel/3329.html/Stand Oktober 2024


1367

Auszug aus der richtigen Abschrift der Urkunde, die Schönbach zum ersten Mal erwähnt. 

Schmidt, Bernhard: Urkundenbuch der Vögte von Weida, Gera und Plauen und ihrer Hausklöster Mildenfurth, Cronschwitz, Weida und zum H.K. bei Saalburg, zuerst erschienen 1885, mittlerweile in verschiedenen Sammlungen nachgedruckt


Schönbach/V. wird zum ersten Mal schriftlich erwähnt.

Laut  einer Urkunde, die am 21.03.1367 in Prag ausgestellt wird, verkaufte Heinrich Reuß von Plauen mehrere Dörfer, darunter Schönbach, für 600 Prager Groschen an Kaiser Karl IV. und seinen Sohn Wenzel IV. von Böhmen. Die Urkunde ist im Original verschollen. Zwei Abschriften finden sich in Schmidt, Berthold: Urkundenbuch der Vögte von Weida, Gera und Plauen…“, Band 2, Jena 1892, S. 125-127 . Abgeschrieben wurde einmal im Zentralarchiv Prag, in einer Sammlung, die 1547 die Rechte des böhmischen Königshauses darstellen sollte. Zum anderen in einer Abschrift im Staatsarchiv Bamberg, in der Sammlung des Longolius, Schuldirektor im 18.Jhd.  Hier wurde das Dokument falsch auf 1357 datiert, von Schmidt und  anderen Autoren ungeprüft übernommen und das hat seitdem zu vielen Irrtümern geführt. Aufgeklärt hat dieses "Durcheinander"  die Ortschronistin Frau Geppert 2006 durch eine Expertise der Universität Leipzig. 

Ein Hinweis auf die richtige Datierung ist auch die Tatsache, dass Wenzel von Böhmen, der Sohn Karls IV. , erst 1361 geboren wurde.





Zum Nachdenken: Die falsche Datierung befindet sich Stand heute immer noch im Wikipedia - Eintrag für Schönbach. Das Internet kann irren!

1549

Nachdem der Ort mehrfach seinen Besitzer gewechselt hat, gibt in diesem Jahr der Lehnsherr Levin Metzsch an, dass Schönbach/V. aus 19 "besessenen Mannschaften" besteht. Damit könnten 19 Hofbauernstellen gemeint sein. Die Herren über Schönbach sind die Familie Metzsch (die auf der Burg Mylau saß) und die Familie Wolframsdorf, die als "Unterherren" bezeichnet wird und in Reuth auf einer Art Rittergut wohnte.

1622

In einer Besitzaufstellung werden für Schönbach/V. 22 Hofstellen angegeben.

1637- 39

Der Ort wird während des Dreißigjährigen Krieges durch kaiserliche Truppen verwüstet. 4 Bewohner kamen dabei ums Leben. 3 Schönbacher starben an der Pest. Als Quelle gibt die Ortschronik  Kirchenbücher an.

1640

Einige Schönbacher Güter werden von durchziehenden Soldaten abgebrannt und bleiben teilweise jahrelang unbewohnt.

1724

Es gibt einen Brand mit 8 zerstörten Häusern.

1729

Es werden 38 Hofbauern in Schönbach/V. benannt. Der Ort wächst also wieder.

1832 - 1849

Die von den Bauern zu leistenden Abgaben an die Familie Metzsch  ("Renten") werden in einen Geldwert umgerechnet und abgelöst. Diese Ablöse zahlten die Bauern einmalig oder über mehrere Jahre.

Hintergrund: In der 1838 eingeführten Sächsische Landgemeindeordnung wird die Gerichtsbarkeit der Grundherren auf Justizämter übertragen. Damit werden die Gemeinden selbstständig, die alte feudale Ordnung ist aufgehoben. Diese "Verrechtlichung der tatschlichen Verhältnisse" und Ablösung der letzten feudalen Abhängigkeiten wurde 1873 überarbeitet und 1923 durch eine Gemeindeordnung ersetzt.   https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%A4chsische_Landgemeindeordnung_von_1838/Stand Oktober 2024

1839


Der erste Schönbacher Gemeinderat wird gewählt. Er hat 7 Mitglieder.
45 Personen sind wahlberechtigt. Sie werden nach ihrem Besitz in 4 Klassen eingeteilt. Die ersten 3 Klassen wählen 2 Vertreter, die 4. Klasse nur einen


Ein Auszug aus einem Protokoll des Gemeinderats von 1840. 

Zusätzlich zu den 7 Ratsmitgliedern sind 2 "Gerichtsschöffen" anwesend. 

U.a. geht es um die Verlegung eines Wirtshauses für Schönbach/V. (Sammlung Görner/Geppert, Archiv Gemeinde Neumark)

1847 -  48       

 Es brennt 18 Mal in Schönbach/V.. Der Aufwand beim Löschen ist so groß, dass der Gemeinderat einen "Zehrungsaufwand"  für Verpflegung, Schnaps und Pferde beschließt. Gezahlt hat vermutlich die Gemeinde.

1846 - 51

Die Eisenbahnstrecke Leipzig - Hof wird gebaut. Einige Schönbacher müssen dafür gegen Entschädigung Land abgeben.

1865


Die Eisenbahnlinie Neumark - Greiz wird eröffnet. Der Bahnhof liegt auf Schönbacher Flur, heißt aber "Brunn". Hier sollen die Besitzer des                            Rittergutes in Brunn auf den Schönbacher Bürgermeister Einfluss ausgeübt haben. Der soll zugestimmt haben, ohne den Gemeinderat zu fragen. Ob er einen Vorteil davon hatte, ist nicht überliefert. Später lehnte die Bahnverwaltung es ab, den Bahnhof umzubenennen. Richtig bewiesen wurde die Sache aber nie.


Von der Eröffnung der Bahnstrecke gibt es in der Ortschronik keine Bilder. Hier eine Erinnerung an die Feier 100 Jahre später. (Sammlung Görner/Geppert) 

1873 - 75

Bau und Planung der Schönbacher Schule. Grundstein wurde 1874 gelegt, die Einweihung war 1875.


Eine Zeichnung der Schönbacher Schule aus Zeiten ihrer Gründung. (Urheber unbekannt, Sammlung Görner/Geppert)

1890       

Bau der Maschinenwerkstatt Vogel, 1891 gekauft von Herrmann Krauß. Dieser Betrieb prägte Schönbach/V. viele Jahre. Ab 1900 wurden dort Webstühle gebaut, 1902 eine Spinnerei und eine Weberei eingerichtet. Auch in Neuschönbach entstand in dieser Zeit eine mechanische Weberei- erst unter dem Namen Thoß, später Füssel und Hoffmann. 1930 wurde diese an einen jüdischen Unternehmer verkauft und später "arisiert".

Dieses Foto der Fabrik konnte von mir noch nicht datiert werden.

1897

In Schönbach/V. wurden 2 Offiziere, 60 Unteroffiziere und 40 Pferde einquartiert. Die Chronik gibt nicht an, ob es dafür einen besonderen Anlass gab. In dieser Zeit wurde das Militär eigentlich in Kasernen untergebracht.

1898

Die Gemeinde beschließt die Einführung einer Biersteuer.

1902

Die Ortsfeuerwehr wird gegründet. Die Wehr hat bis heute eine große Bedeutung für Schönbach/V. Deshalb wird es dazu demnächst eine ausführlichere Darstellung auf dieser Seite geben.

1910

Schönbach/V. wird ans Stromnetz angeschlossen, nachdem es bereits 1908 einen Vertrag dazu mit dem Reichenbacher E- Werk gab.

1914-18

Hintergrund: Eine Kriegsanleihe ist "Wertpapier", das das deutsche Reich gegen Geld ausgegeben hat. Das Versprechen daran war, das Geld mit Gewinn nach dem Krieg zurück zu zahlen. Man appellierte dabei an den Patriotismus der Einzahler und machte aggressiv Werbung dafür. Da dem erste Weltkrieg eine Inflation folgte, war es der Nachfolgerregierung prinzipiell leicht möglich, die Papiere auszuzahlen. Die Summen waren nichts mehr wert. 

Auch Schönbach/V. spürt die Folgen des 1. Weltkrieges. Insgesamt 21 Männer fallen bereits bis 1916. 1915 werden Lebensmittel ausgegeben.                                 Man richtet vorbeugend  eine Unterkunft für Kranke und Seuchengefährdete ein. Der Gemeinderat weist den Familien gefallener Soldaten 150 Mark Unterstützung an. Schönbach/V. zahlt eine Kriegsanleihe von 800 Mark, das Geld wird aus der Gemeindekasse und aus der Schulkasse genommen. Es ist nicht bekannt, ob die Anleihe je wieder zurück gezahlt wurde.

1921

Das Denkmal für die Opfer des Krieges wird eingeweiht.


Denkmalweihe 1921 - der Fotograf ist unbekannt. (Sammlung Görner/Geppert)

1924-26

Es entstehen 2 Gemeindehäuser, das Spritzenhaus der Feuerwehr und eine Turnhalle auf der Flurgrenze zu Reuth.

1928

Der Arbeiterturnverein wird gegründet.                                                                                                                                                                                                          Die Schönbacher Dorfstraße wird neu geschottert, die Bauchmauer ausgebaut. 

1930

Für notleidende Familien wird eine Sammlung durchgeführt.

1932

Der Sportplatz an der Neumarker Straße wird gebaut.

Hintergrund: 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland. Auf das Leben in Schönbach/V. wirkte sich diese Änderung des politischen Systems nach Aussage des Chronisten nur wenig aus. Das Wirken der politisch Verantwortlichen "entsprach den zeitgegebenen Verhältnissen“ (Ortschronik, IIA S. 4).  Weiterführende Informationen unter    https://gedenkstaette-sachsenburg.de/kompass/machtuebertragung-an-die-nationalsozialisten-in-sachsen/ Stand Oktober 2024   

1933

Zum Nachdenken: Es gibt relativ wenige Einträge zur Zeit von 1933 - 45. Der Ortschronist Görner gibt eindeutige Kommentare ab, die die NS - Diktatur verurteilen. Über die Ereignisse in Schönbach/V. schreibt er unaufgeregt und kurz. Sicher gab es auch unter den Schönbachern Profiteure und Opfer der herrschenden Verhältnisse. Das Leben im Dorf schien aber zumindest bis Kriegsbeginn ohne offene Konflikte eher in gewohnten Bahnen zu laufen. Betroffen waren ab dann vor allem die Familien der zum Kriegsdient einberufenen Männer.

Im Februar findet die letzte Versammlung des Gemeinderates statt. Es werden Neuwahlen ausgeschrieben, für die es nur eine  Kandidatenliste gibt  - die der NSDAP. Ihre Kandidaten gelten ohne Abstimmung als "gewählt". Im Mai trifft sich der neue Gemeinderat zum  ersten Mal. Die Sitzung wird mit "Heil Hitler" eröffnet* (Ortschronik, Band IIA, S. 3). Im selben Jahr wird eine Ortseinheit der SA gegründet. Die Turnhalle des Arbeiterturnvereins wird geschlossen und beräumt. Später stellt der Bürgermeister Karch sein Amt zur Verfügung.

1939

Erste Schönbacher werden einberufen. Der Luftschutz muss organisiert werden.

1944/45


Für den Verteidigungsfall werden Splitterschutzgräben ausgehoben. 

Im Januar 1945 tagt der NSDAP - Gemeinderat in Schönbach/V. ein letztes Mal. 

Im Februar 1945 werden an der Bahnlinie mehrere Tote aufgefunden, 3 davon auf Schönbacher Flur - sie werden in Neumark beigesetzt. Die  Reichsbahnstelle in Neumark erklärt dazu, es handele sich um erfrorene Juden aus einem Bahntransport. 

Im April durchquert ein Häftlingszug  den Ort, der vermutlich aus Richtung Gera kommt, wo es eine Waffenfabrik gab.  Zur selben Zeit gab es einen Jagdfliegerangriff auf einen Schönbacher Bauern, der unverletzt blieb. Der Schulunterricht wird ausgesetzt.

17.04.1945

Schönbach/V.  wird von amerikanischen Soldaten eingenommen.

1945

In Neuschönbach wird ein Auffanglager für entlaufene deutsche Soldaten eingerichtet. 

Viele Flüchtlingstrecks durchqueren den Ort. 

Das  Gemeindeamt ist Tag und Nacht besetzt, der Bürgermeister und sein Stellvertreter können erreichen, dass es keine Übergriffe im Ort gab. 

Ein  Orts - und Friedensrichter wird eingesetzt, der auch die Zuteilung von Lebensmitteln organisierte. Die Gemeinde richtete einen Hilfsfond für                      Flüchtlinge ein.

An der Ortsgrenze zu Reuth wird auf Anweisung der Amerikaner ein "Ostarbeiter - Lager" eingerichtet, das vom Bürgermeister und einer                                            weiteren Person betreut wird. Sie werden dort bedroht und attackiert. Es kommt zu Plünderungen der Lagerräume der Firma Schuhmann, die von den                          Amerikanern beendet werden.

Am 30.06. wird Schönbach/V. mit vielen weiteren Orten an die sowjetische Armee übergeben. Das 2. Gleis  der Bahnlinie und die  Hochspannungsleitung werden im Zuge der vereinbarten Reparationszahlungen abgebaut. Die Schönbacher müssen Waffen, Radios, Ferngläser und Fotoapparate abgeben. Die noch bestehenden Ortsvereine werden aufgelöst. 

Am 06. August beginnt der Schulunterricht wieder. 

Es wird eine Ortsgruppe der Kulturbundes gegründet, zu der eine Sängergruppe, eine Musik-  und Theatertruppe und eine                                                            Gymnastikgruppe gehören. "Sie konnte in den 50ern nicht viel ausrichten."(Görner, Ortschronik, Band IIA, S. 60)

1946

Der Bürgermeister wird abgesetzt. Alle früheren NSDAP - Parteigenossen müssen ein Sühnegeld zahlen. Die Ortsfeuerwehr wird aufgelöst                                            und neu gegründet. Eine Verkaufsstelle wird eröffnet. Es gründen sich Ortsgruppen der CDU und SED.

Hintergrund: 1949 wurde auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Damit kam es erneut zu gesellschaftlichen Veränderungen, die sich vor allem in der zentralisierten Organisation und der Ausrichtung des öffentlichen Lebens nach den damals herrschenden Vorgaben und Werten zeigt.

1950

Die Gemeinde Schönbach/V. feiert das 75jährige Bestehen der Schule.


Die Schule schön geschmückt zum Schulfest 1950. Auch einen Umzug hat es aus diesem Anlass gegeben. (Sammlung Görner/Geppert)

1950

Das erste Gemeindeparlament wird gewählt. Dazu liegt eine Einheitswahlliste der SED vor.

Hintergrund: Die "örtlichen Volksvertretungen" wurden in der DDR für 4 Jahre, ab 1976 für 5 Jahre gewählt, der Termin wurde vom Ministerrat festgesetzt. Gewählt wurde nach dem in der DDR üblichen System. Es wurde angestrebt, dass alle Wahlberechtigten an der Wahl teilnahmen und die vorliegende Einheitsliste wählten. Abweichungen davon wurden kritisch beobachtet. Die Chronik gibt sehr genau Auskunft darüber. Neben der Gemeindevertretung arbeitete der Gemeinderat. Das waren die hauptamtlichen Mitglieder der Gemeindeverwaltung rund um den Bürgermeister. Sie wurden nicht von der Gemeindeversammlung bestimmt, sondern eingesetzt. Die Zusammensetzung und die Arbeit von Gemeindevertretern und  Gemeinderat werden in der Ortschronik ausführlich beschrieben. Dabei ging es immer wieder um die Verteilung der Haushaltsmittel und die in der DDR üblichen Jahrespläne. Im Mittelpunkt standen die Entwicklung der Infrastruktur, die Versorgung der Einwohner und die Schaffung von Wohnraum. Auch die Organisation von Feierlichkeiten und kulturellen Veranstaltungen werden beschrieben. Dazu wurden viele Einwohner eingebunden und zu ehrenamtlicher Mithilfe aufgefordert. Da sich die Aktionen im Jahreslauf wiederholten, werden sie hier nicht im Einzelnen aufgeführt. Auch Ortsgruppen der in der DDR etablierten Massenorganisationen spielten in diesem Zusammenhang eine Rolle, werden aber in der Chronik nur selten ausdrücklich erwähnt.

Genauere Informationen unter www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/archiv/536636/gemeinden-und-gemeinderecht-im-regimewandel-von-der-ddr-zu-den-neuen-bundeslaendern/Stand Oktober 2024 oder  www.verfassungen.de/ddr/wahlgesetz76.htm/Stand Oktober 2024

1953

Hintergrund: In einer großen Verwaltungsreform in der DDR vom 23.06. 1952 wurden aus den 5 Ländern 14 Bezirke gemacht. Den 15. Bezirk bildete Berlin. Aus 132 Kreisen wurden 217. Mit dieser Maßnahme wollte die neue DDR - Regierung die befürchtete Unabhängigkeit der Regionen einschränken und mehr Kontrolle in der Verwaltung gewinnen. Schönbach/V. gehörte zum Bezirk Karl - Marx - Stadt (heute Chemnitz).

Schönbach/V. wird Teil des Kreises Reichenbach. 

Vorher hatte das Dorf zum Kreis Zwickau/Land gehört.

1954

Ein Hochwasser richtet große Schäden an.

1958

Eine Verkaufsstelle mit Teilselbstbedienung wird eröffnet.

1959

Es fährt erstmals ein Schulbus nach Neumark. Die Licht - und Kraftstromleitungen werden überholt.                                                                                                        

Es kommt zum Schönbacher "Butterkrieg": da Butter Mangelware ist und es zu Hamsterkäufen kommt, führt die Gemeindeverwaltung "Butterkarten" ein. Diese Aktion wird von übergeordneter Stelle nach einigen Tagen unterbunden. Statt dessen gibt es eine Kundenliste und 200g Butter pro Person und Woche.

1960

Zum Nachdenken: Die "Kollektivierung in der sozialistischen Landwirtschaft" brachte für Schönbach/V. als Bauerndorf viele Veränderungen. Für die einen war diese Entwicklung eine durchaus sinnvolle Vorgabe der DDR- Regierung. So wird sie auch vom Ortschronisten dargestellt, der trotzdem nicht auf kritische Anmerkungen verzichtet. Für andere verletzte sie zutiefst ihr Selbstbewusstsein als wirtschaftlich unabhängige Landwirte. Die Gründung der LPG wird deshalb in Schilderungen von Zeitzeugen hoch emotional dargestellt. Da etliche Schönbacher davon bis heute persönlich auf die eine oder andere Weise betroffen sind, wird hier auf eine tiefer gehende Darstellung verzichtet.

Beginn der "intensiven Aufklärung der bäuerlichen Bevölkerung" zur Bildung von landwirtschaftlichen Genossenschaften. 

Am 06.04.findet die  Gründungsversammlung der LPG "Erlengrund" statt, die Gründungsfeier am 09.04. im Gasthof. Zu den Versammlungen der Genossenschaftsmitglieder äußert sich die Chronik wiederholt, ständige Themen dabei sind die Ernteergebnisse, die kritische wirtschaftliche Lage und die Möglichkeiten der Unterstützung durch die Gemeinde.                                            Da das Thema der "Kollektivierung der Landwirtschaft" das Leben und die Stimmung auf dem Land sehr geprägt hat, hier einige Hintergrundinformationen dazu  https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/292011/vor-60-jahren-gesetz-ueber-die-landwirtschaftlichen-produktionsgenossenschaften-in-der-ddr/Stand Oktober 2024

Ein Dorfklub wird gegründet.                                                                                                                                                                                                                        Die Dorfstraße wird generalüberholt und teilweise begradigt und verbreitert.


Straßenbau - in relativ kurzer Zeit wurde die Dorfstraße für die zunehmende Anzahl von Autos und den beginnenden Busverkehr durch Schönbach fit gemacht. Sie musste bis heute halten. (Sammlung Görner/Geppert)

1961-65

Der Kulturraum und der Kindergarten im Zentrum des Dorfes werden eingeweiht.                                                                                                                                      Schönbach/V. wird von erstmals von Omnibussen angefahren. Bis 1965 müssen sie aber am Feuerwehrplatz umkehren. 

Eine Einbruchserie trifft 1962 mehrere Güter in Schönbach/V. - die Täter machen keine nennenswerte Beute und werden 1964 gefasst. 

Das Bushäuschen und die Wäschemangel werden gebaut. 

Nach einer Volkszählung 1964 wird die Einwohnerzahl von Schönbach/V. mit 698 angegeben. 

Die Straße nach Reichenbach wird ausgebaut und der Durchgangsverkehr für Busse möglich gemacht.

Die Kinder des Kindergartens in den Sechzigern mit ihrer Erzieherin. Auf relativ kleinen Raum hatten die Kinder des Dorfes alles, was sie brauchten. Den Erzieherinnen blieben viele Schönbacher ihr Leben lang verbunden. (Sammlung Görner/Geppert)

Die Verkaufsstelle des Dorfes mit der damals modernen Teilselbstbedienung. Der "Konsum" war bis zu seiner Schließung Treffpunkt und Nachrichtenzentrale des Dorfes. (Sammlung Görner/Geppert)

1966

Die Häuser des Ortes erhalten neue Hausnummern.

1967

Ein heftiger Sturm im Februar und ein Hochwasser im Mai verursachen große Schäden.

1968

Die LPG "Erlengrund" wird wegen schlechter wirtschaftlicher Lage Teil der LPG "Fortschritt Brunn". 

Innerhalb von 4 Monaten wird die Eisenbahnbrücke an der Reuther Straße verlegt.

01.07.1971

Die Schönbacher Schule wird geschlossen, alle Kinder gehen nach Neumark.

1973

Schönbach/V. wird Schauplatz eines schweren Eisenbahnunglückes an der Brücke der Reuther Straße.

1976

Die Arztsprechstelle in der ehemaligen Schule wird eingeweiht.

1980 - 83

Innerhalb von 2 Jahren wird eine Wasserleitung durch Schönbach/V. gebaut und 1983 eingeweiht.     

1984

Im September wird mit einem Fest der neue Kinderspielplatz eingeweiht.

1985

Das Dorf erhält erneut neue Straßennamen und Hausnummern.

1988

Die Gasleitung wird erneuert

1989

Im Frühjahr finden die letzten Kommunalwahlen der DDR statt. 

In der Woche vom 22.-27.09. feiert das Dorf den "40. Jahrestag der DDR" mit einer Festwoche.

Hintergrund: Währenddessen beginnen auch in unserer Region die Aktionen zur "Friedlichen Revolution". Der Schönbacher Gemeinderat beschäftigt sich bereits im November 1989 mit der "neuen Lage". Die Ereignisse dieser Zeit sind sehr gut dokumentiert und können hier  https://slpb.de/themen/geschichte/friedliche-revolution/Stand Oktober 2024 nachgelesen werden.

1990/91

Es gibt erste Hinweise auf eine Verwaltungsreform mit den Gemeinden Neumark und Reuth. Alle Gemeinden möchten ihre Selbstbestimmung nicht verlieren.

Schönbach/V. tritt einem Abwasserzweckverband und einem Schulzweckverband bei. Die Zugehörigkeit zu Verbänden dieser Art wechselt in der folgenden Zeit mehrfach.

Der Schützenverein wird gegründet.

1992

Der Konsum wird geschlossen, verpachtet und nach 3 Monaten wieder eröffnet. Danach wechselt er noch einmal den Besitzer.

Schönbach/V. soll der Standort eines "Wohnparks" mit 160 Wohneinheiten an der Ortsgrenze zu Brunn werden. Als Investor stellt sich eine Firma namens "Maretania" vor. Der erste Spatenstich ist für 1993 geplant. Der Flächennutzungsplan wird mehrfach geändert. 

1993

Hinweise zur "Eingemeindung nach Neumark" verdichten sich. Der Bürgermeister besteht auf einer Verwaltungsgemeinschaft.

Der Baubeginn des "Wohnparkes Schönbach" verzögert sich immer wieder. Vermutlich hat es nie einen Finanzplan des Investors dazu gegeben. Mehrere Krisengespräche werden geführt. Das letzte wird im November ohne Ergebnis beendet.

Im Oktober findet eine kontroverse Einwohnerversammlung zur "Eingemeindung" statt. In einer Bürgerbefragung im November entscheidet sich die Mehrheit dafür. Die "Eingemeindung" wird zum 01.01.1994 beschlossen.

Gleichzeitig gibt es Kritik am Vorgehen des Bürgermeisters in der "Wohnparksache". Er wird im November abgewählt.

1994

Der erste gemeinsame Gemeinderat wird gewählt. 3 Schönbacher sind Mitglieder. Schönbach/V. erhält einen Ortschaftsrat. Er wird in den nächsten Jahren aktiver Teil der Gemeindeverwaltung sein.

Ihm Rahmen sogenannter "Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen" (ABM) werden viele Arbeiten im Ort durchgeführt. Davon profitiert besonders der Bach.

1995

Der Schönbarer Seniorenclub wird gegründet.

1998/99

Der Schützenverein feiert Fahnenweihe.

In einer turbulenten Einwohnerversammlung wird die geplante Autobahnanbindung zwischen A4 und A 72 vorgestellt.

Die alte Schule wird saniert. Abgeschlossen sind die Baumaßnahmen zu Beginn des Jahres 2000.

Die Bahnbrücken (bei Brunn, nach Reuth und im Erlengrund) und die Gleisanlagen der Bahnstrecke werden erneuert.

2001

Zu Weihnachten kämpfen die Schönbacher mit einer Menge Neuschnee und waren kurz von der Außenwelt abgeschnitten.

2002

Die Schönbacher Feuerwehr wird 100 Jahre alt und feiert das mit einem Festprogramm und einem Festwochenende.

2003

Der Kindergarten muss die Hortgruppe schließen.

2005

Das Ehrenmal wird saniert.

2007

Im Januar wird Schönbach/V. vom Orkan Kyrill heimgesucht.

Schönbach/V. feiert im Juli  sein 640 - jähriges Bestehen. Die Vorbereitungen dazu begannen bereits 2 Jahre früher. Dazu gibt es auch eine umfangreiche Ausstellung zur Ortsgeschichte.

Die Kinder und Jugendlichen von Schönbach/V. stellten die Ortsgeschichte in einem Theaterstück nach. Dabei machten schon die Proben viel Freude.

Das große Festzelt, in dem mehrere Tage lang richtig groß gefeiert wurde.

Ein Höhepunkt des Festes war die Ausstellung zur Ortsgeschichte in der ehemaligen Schule. Hier hat besonders Frau Geppert Großes geleistet. Aber auch viele andere Schönbacher haben hier viel Zeit investiert. Der Erfolg war überwältigend.

Zur Ausstellung gehörten auch viele Tafeln an den Schönbacher Häusern, die über die Geschichte des Hauses informierten. Und ordentlich geschmückt wurden die Grundstücke natürlich auch.

2007

Der Bau der Ortsumgehung Reichenbach, der 2006 begonnen hat, wird fortgeführt.

Die Erweiterung und Renovierung des Kindergartens beginnt.

2008

Das Feuerwehr - Gerätehaus wird modernisiert.

2009

Die Maschinenbaufabrik  "Krauss" meldet Insolvenz an.

Die Reuther Straße ist 6 Monate voll gesperrt, weil die Trinkwasserleitung ausgetauscht wird. Dabei wird auch der Straßenbelag erneuert.

2010

Der Garten des Kindergartens wird um 350 qm erweitert und neu eingezäunt.

Mit einem Tag der offenen Tür werden die Bauarbeiten am Feuerwehr - Gerätehaus beendet.

An der Bahnstrecke zwischen Neumark und Schönbach/V. werden von der Bahn - AG 50 Bäume gefällt.

2011

Mit einer Party wird der 50. Geburtstag des Kindergartens gefeiert.

Schönbach/V. hat 479 Einwohner.

2012

Der Teich in der Ortsmitte. der als Feuerlöschteich vorgehalten wird, wird geschlämmt.


Viele Helfer der FFW und fleißige Nachbarn helfen bei der Wiederherstellung des Feuerlöschteiches. (Burghardt/privat)

2013

In einem Vierseithof in Schönbach/V. brennt es. 

2014

Die Außenfassade des Kindergartens ist gedämmt und neu renoviert.

Im Dezember erhält die Feuerwehr ein neues Löschfahrzeug. Das Fahrzeug wird im Januar 2015 übergeben und zum Tag der offenen Tür vorgestellt.

2015

Auf dem Gelände der ehemaligen Rindermastanlage  wird vom Gemeinderat eine großer Hühnerstallanlage genehmigt. Auch der Ortschaftsrat stimmt zu.

2016

Zum Nachdenken: Leider hat die Gemeinde ihr Versprechen nicht gehalten und den Verkaufserlös anderweitig verwendet. Jetzt haben viele Schönbacher selbst die Initiative ergriffen und sind mit der "Dorfgemeinschaft Schönbach e.V." auf einem vielversprechenden Weg. Diese Chronik zeigt übrigens auch sehr schön, dass positive Veränderungen im Dorf selten von außen, sondern fast immer von uns selbst angepackt wurden.

Der Verkauf der ehemaligen Schule wird beschlossen. Für den Erlös soll in Schönbach/V. ein Mehrzweckgebäude gebaut werden.

2021

Am 3.10. Gründung des Vereins "Dorfgemeinschaft Schönbach". Die Gründung des Vereins wird während der Corona- Pandemie beschlossen, um sich aktiv für den Bau einer Begegnungsstätte auf dem Gelände des Spielplatzes einzusetzen.

2022

Das erste Herbstfest der "Dorfgemeinschaft Schönbach e.V." findet statt. Auch viele andere Aktionen (Wanderung, Kindernachmittage) werden regelmäßig vom Verein organisiert. Im November findet die Jahreshauptversammlung des Vereins statt. Ab Dezember etabliert sich ein monatlicher Stammtisch.

2023

Der Ortsverein organisiert im August ein Volleyballturnier und im September erneut ein Herbstfest. Immer mehr Schönbacher besuchen diese Veranstaltungen und/oder helfen mit.

2024

Im März findet ein "Tag der Ortschronik" statt. Nach langer Zeit ist das vor allem für die Senioren des Ortes eine Gelegenheit, sich zu treffen.

Im alten Konsum wird der Veranstaltungsraum der Dorfgemeinschaft eingerichtet. Zu sehen sind auch Fotografien von Schönbach. Der Zaun des Spielplatzes wird in einer Aktion des Vereins erneuert und die Spielgeräte gesäubert/repariert.

2025

Im Februar Start des "Café Ü60", das einmal monatlich ein Treffpunkt für alle Schönbacher werden soll. Ebenfalls im Februar erschüttert der Fund von 3 Leichen auf einem Schönbacher Grundstück die Gemeinde. 

Im Neumarker Haushalt werden für 2 Jahre 276 000€ als Eigenmittel zum Straßenbau in Schönbach bereitgestellt, der 2026 beginnen soll.


Alle Fotos wurden aus den Sammlungen zur Ortschronik entnommen. Leider lässt sich der der Fotograf bzw. Besitzer des Bildes in nur wenigen Fällen feststellen. Ich bitte Urheber, sich bei mir zu melden und ihre Rechte geltend zu machen. Das gilt auch für abgebildete Personen, die mit der Veröffentlichung nicht einverstanden sind.