Schönbach/V. 
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Max Görner - der erste Ortschronist?


Der "Vater" unserer Ortschronik von Schönbach/V. ist zweifellos Max Görner. Seinen eigenen Aufzeichnungen zufolge hat er im Sommer 1955 nach einem Austausch mit dem damaligen Schönbacher Bürgermeister Heilmann den Entschluss gefasst, eine Ortsgeschichte "unseres kleinen Dörfchens" (1) zu verfassen. Sein erklärtes Ziel war demnach eine möglichst wissenschaftliche Bearbeitung der vorhandenen Quellen und Schriften. Gleichzeitig wolle er vermeiden, "das Dorf herauszunehmen aus den naturgegebenen und geschichtlich - gewordenen Zusammenhängen mit seiner Umgebung" (2). 

Max Görner auf dem einzigen Foto von ihm in der Chronik

Es ging also Max Görner vermutlich immer darum, die belegbaren Ereignisse der Ortsgeschichte in einen zeitlichen und überregionalen Zusammenhang einzuordnen. Das hat er getan, indem er am Anfang seiner Kapitel Einführungen zur Epoche und relevanten Ereignissen der deutschen und europäischen Geschichte gegeben hat. Dabei werden auch Begriffe erklärt und bei Bedarf historische Maße und Einheiten umgerechnet. In den Bänden IIA - IVA nehmen die Darstellungen der gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen einen teilweise beträchtlichen Raum ein, führen aber immer wieder zur Ortsgeschichte zurück. An verschiedenen Stellen gibt Görner kurze nachdenkliche oder wertende Kommentare ab. So z.B. zum Jahr 1914 "Am politischen Himmel zogen sich dunkle Wolken zusammen." (3). Oder - bezogen auf die Landung des Zeppelin 1930 in Brunn: "In jene Zeit fällt auch ein Ereignis, daß den "Dornröschenschlaf" der Gemeinde störte!" (4).

Das Wohnhaus von Max Görner an der Reuther Straße.

Die Chronik besteht aus 4 "Büchern" (Band IA,IIA,IIIA und IXA). Sie wurden mit der Schreibmaschine geschrieben, manchmal fügte Görner einzelne Seiten ein, die dann hinter der Seitenzahl ein a) tragen oder notierte eine Korrektur handschriftlich. Auch die ersten Seiten der Chronik existieren noch in einer handschriftlichen Version. Es sind wohl die ersten "Schreibversuche"  Görners, das kann man sehr schön an den vielen Streichungen und Korrekturen sehen. Die Seiten sind ungebunden in Klemm - Mappen gefasst. Zusätzlich gibt es ohne feste Ordnung Kopien von Buchseiten, handschriftlichen Auszügen aus Grund - oder Namensbüchern (?) oder geogr. Plänen/Karten. Dies alles aus der teilweise "alten" Schreibweise zu übertragen und den Chronikbüchern bzw. den darin genannten Ereignissen zuzuordnen, wird noch etliche Zeit in Anspruch nehmen.

Die Chronikbände, die Görner mit der Schreibmaschine schrieb, sind der Ursprung unserer Chronik.

Aufbau und Inhalt der Chronikbände:  Da die Überschriften der Kapitel häufig sehr lang sind und im Inhaltsverzeichnis noch einmal für verschiedene Seitenbereiche Zusammenfassungen formuliert wurden, wird an dieser Stelle nur eine grobe chronologische Übersicht über den Inhalt der Bände gegeben.

Band IA  besteht aus 9 Kapiteln und  bildet die Zeit von der Völkerwanderung über die Besiedlung der Gegend, die Bauernkriege, die Einführung der Landgemeindeordnung 1832 bis zum 1. Weltkrieg und zur Weimarer Republik bis 1933 ab. In dieser längsten Zeitspanne innerhalb eines Bandes werden Ereignisse nicht konsequent chronologisch dargestellt. Görner setzt die Schwerpunkte zur Ortsgeschichte wie folgt:

  • Adelsgeschlechter der Gegend, Gerichtsbarkeit, Verpflichtungen der Bewohner gegenüber der Herrschaft 
  • Bevölkerungsentwicklung, bäuerliche Besitztümer und Lasten, Flächen - , Längen- und Hohlmaße
  • Einführung der Landgemeindeordnung, Schönbach als selbstständige Gemeinde, Brände, Eisenbahnbau, Entstehung einheimischer Industrie, Schule
  • 1. Weltkrieg und Nachkriegszeit, Denkmalweihe, Straßenausbau, Erwerbslosigkeit, Arbeiterturnverein
  • Kampf um die politische Macht bis 1933 

Band IIA  schließt die Kapitel 10 und 11 an. Kapitel 10 beschäftigt sich recht knapp mit der Ortsgeschichte von 1933 - 1945. Im Original waren dazu 14 Seiten angelegt, die durch einige weitere - vermutlich später eingefügte - ergänzt wurden. Sehr ausführlich gestaltet sich dagegen Kapitel 11, das auf über 80 Seiten die Ortsgeschichte bis 1959 darstellt. Dabei beginnt Görner mit den letzten Kriegswochen 1945.

Band IIIA  umfasst in nur einem Kapitel 12, aber auf 187 Seiten, die Orts - und Zeitgeschichte bis 1967.

Band IVA widmet sich schließlich ohne Kapiteleinteilung den Jahren 1968 - 1976. An dieser Stelle enden die Aufzeichnungen.


Die Ortschronistin Karla Geppert

Während es nach dem Tod Max Görners ein Zeitfenster von ca. 8 Jahren gibt, in dem wohl keine systematische Fortführung der Chronik stattgefunden hat, übernahm Anfang der 1980er Jahre die Lehrerin Karla Geppert diese Aufgabe. Sie hat bis 2021 alle für Schönbach/V. relevanten Ereignisse dokumentiert. Dazu hat sie Zeitungsartikel, Originaldokumente aus der Gemeindeverwaltung und viele Fotos gesammelt und chronologisch nach Jahren geordnet aufbewahrt. Auch hier wurden Quellen zur Ortsgeschichte ergänzt durch Verweise zur überregionalen, deutschen und europäischen Geschichte. Persönliche Kommentare der Familie Geppert zeigen sehr schön, wie Zeitgeschichte mit persönlichem Erleben verbunden ist. Es existiert keine zusammenhängende erzählende Darstellung der Ortsgeschichte wie bei Max Görner, aber eine umfangreiche Sammlung von Presseartikeln, Zeitungsseiten, Sitzungsprotokollen und vor allem Fotos/Dias. 

Ein besonderer Verdienst von Karla Geppert ist die Anlage eines Straßen - und Häuserverzeichnisses. Hier wird straßenweise die Geschichte fast jeden Hauses in Schönbach/V. mit seinen wechselnden Besitzern und veränderten Baulichkeiten dargestellt. Das ist eine unschätzbare Leistung für die Ortsgeschichte, die auf besondere Weise einen Bezug zu den heute in diesen Häusern lebenden Schönbachern herstellt. Anlass für diese Recherche war die Vorbereitung einer Ausstellung zum Ortsjubiläum 2007. Dafür hat Karla Geppert außerdem viele Zeugnisse der Ortchronik aufbereitet, vergrößert, kommentiert und umfangreich neu recherchiert. Dazu kamen Fotos aus privaten Archiven, die bei dieser Gelegenheit erstmalig zu sehen waren. Während der Festwoche wurden an vielen Schönbacher Häusern Tafeln mit der Geschichte des Hauses angebracht. Die Fülle der Informationen aus der Arbeit von Max Görner und ihren eigenen Sammlungen hat K. Geppert zu Vorträgen zusammen gestellt, die immer viel Publikum hatten. Viele der Ausstellungsmaterialien warten noch darauf, dauerhaft in die Ortschronik eingeordnet  zu werden.

Quellenlage

Bereits Max Görner verwies in seinem Vorwort zu Band IA der Chronik darauf, dass es schwierig sei, alle dargestellten Ereignisse mit Quellen zu belegen. Er hat dennoch umfangreiche von ihm verwendete Quellen aufgeführt (5). Dazu gehören diverse Urkundenbücher, Chroniken und Sachbücher. Meistens ist zwar ein Verfassen angegeben, aber keine exakte Quellenangabe vorhanden.  Auch die Herkunft einiger Kopien von Handschriften oder Registern lässt sich auf den ersten Blick nicht sicher nachvollziehen. Viele sind noch einmal neu auszuwerten, da in altdeutscher Schrift geschrieben. Da sich Max Görner viele Jahre intensiv mit Heimatgeschichte beschäftigt und auch den Austausch zu anderen Heimatforschern gesucht hat, ist von der Seriosität seiner Darstellungen auszugehen. Viele Fakten ließen sich heute wohl auch nachträglich noch in Archiven oder Bibliotheken überprüfen, wenn man die Zeit dazu hätte.

Die Quellenlage im Teil der Ortschronik, die von Karla Geppert erstellt wurde, ist - den modernen Medien und der Digitalisierung entsprechend- weitaus besser. Hier liegt die Herausforderung nicht im Vorhandensein, sondern der Fülle der Quellen. 

Im Gegensatz zur Arbeit Max Görners/Karla Gepperts stehen heute viele Quellen, die sich auf Personendaten beziehen, nicht mehr zur Verfügung. Aus Gründen des Datenschutzes dürfen Angaben zu Geburten, Sterbefällen, Geburtsdaten oder Besitzständen usw. nicht mehr heraus gegeben werden. Umso wichtiger sind nach wie vor Zeitzeugenberichte, die mündlich überliefert und für die Chronik aufbewahrt werden. 

(1) Görner, Max: Chronik der Gemeinde zu Schönbach, Schönbach: Band IA, Vorwort                                                                                                                                                                                                                (2) Görner, Bd.IA, Vorwort                                                                                                                                                                                                                                                                                                              (3) Görner, Bd.IA, S. 96                                                                                                                                                                                                                                                                                                              (4) Görner, Bd. IA, S.110                                                                                                                                                                                                                                                                                                              (5) Görner, Bd.IA, Vorwort

Zur Zeit wird die Ortschronik von Heike Burghardt ehrenamtlich betreut. Sie ist auch verantwortlich für diese Website.